Geschichte des Schützenvereins Ladbergen

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Abschrift des Artikels aus dem„Tecklenburger Landbote“ vom Dienstag, den 15. Juni 1937

Aus der Geschichte des Schützenvereins Ladbergen

Gegründet im Jahre 1822 ist der Schützenverein Ladbergen der Senior aller hiesigen Vereine und Vereinigungen; kann er doch in diesem Jahre auf ein 115jähriges Bestehen zurückblicken. Wenn jemand so alt geworden ist, so weiß er manches zu erzählen. Auch bei unserem Verein sollte es so sein. Leider sind hier die Überlieferungen, die uns aus seinen Jugendjahren erhalten blieben, nur sehr gering. An ein Aufzeichnen wichtiger Begebenheiten, um sie er Nachwelt zu erhalten, dachte damals anscheinend noch niemand. Wir wissen nur, daß sich am 21. Mai 1822 eine Anzahl junger Leute unserer Gemeinde zu einem Schützenverein, oder, wie man damals sagte, zu einer Schützengesellschaft zusammenschloss, die jährlich ihr Schützenfest feierte.

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Kopie der Seite aus: "Tecklenburger Landbote" vom 15. 06. 1937

Aus den ersten Jahren des Bestehens der Ladberger Schützengesellschaft ist uns wenig überliefert worden. Es wird nur berichtet, daß sich die jährlichen Feste der Gesellschaft sehr in die Länge zogen, oft mehrere Tage dauerten und allgemein zu großen Unordnungen Anlass gaben. Um diesen Übelständen, die in allen zu damaliger Zeit bestehenden Schützengesellschaften eingerissen waren, Einhalt zu gebieten, griff die Behörde ein. Sie erließ eine Verfügung, nach der die Gesellschaften an gewisse Satzungen, die behördlich genehmigt werden mußten, gebunden waren. In Ladbergen arbeitete darauf der Bürgermeister Sparenberg für die hier bestehende Schützengesellschaft entsprechenden Satzungen aus, die am 25. Mai 1830 vom Landrat des Kreises Münster (Ladbergen gehörte von 1816 bis 1832 zum Kreise Münster) genehmigt wurden. Diese aus 10 einzelnen Paragraphen bestehenden Satzungen, die außer vom Bürgermeister Sparenberg noch von den Schützenvorständen Wibbeler und Nüßmeier unterschrieben sind, sind noch vorhanden.

Im Winter 1836 löste sich die vorhin erwähnte Schützengesellschaft insofern auf, als in diesem und den drei folgenden Jahren die Bauernschaften Wester und Overbeck ein eigenes Scheibenschießen, verbunden mit Tanzlustbarkeiten, veranstalteten. 1839 folgte auch noch Hölter mit einem eigenen Schützenfest. Die Auflösung der bestehenden Schützengesellschaft in drei Einzelgruppen rührte hauptsächlich von den gedienten Mannschaften, Reservisten und Wehrmännern her, die sich von jüngeren und ungedienten Leuten absonderten und ein eigenes Scheibenschießen bzw. Schützenfest haben wollten. Infolge dieser Trennung wurden aber die Gegensätze, die um diese Zeit zwischen den Gedienten und ungedienten Leuten bestanden, nicht behoben, sondern noch verschärft. Reibereien und Zusammenstöße waren an der Tagesordnung. Darum richtete das hiesige Presbyterium am 7. Juni 1839 einen Antrag an die zuständige Behörde, in welchem auf Grund der vorstehenden Tatsachen gefordert wurde, das dreimalige Scheibenschießen zu verbieten und wie in früheren Jahren nur noch ein Schützenfest zu erlauben. Diesem Antrag wurde bereits im Juli desselben Jahres entsprochen. Zugleich wurde laut Verfügung des Landrats Freiherr von Diepenbrock-Grüter vom 1. Aug. 1839 ab der 3. August, der Geburtstag Sr. Majestät des Königs (Friedrich Wilhelm III.) als Tag dieses einen allgemeinen Schützenfestes festgelegt. Damit waren alle Gegensätze und Meinungsverschiedenheiten der Ladberger Schützen von höherer Hand beseitigt und wohl oder übel mußte man sich der erlassenen Verordnung fügen.

Aus der Zeit von 1840 - 1860 liegen keinerlei Überlieferungen vor. Um 1860, so wird berichtet, fand das Scheibenschießen mehrmals in einer Wiese des Bauern Stienecker in Hölter statt. Später, etwa um 1870, wurde es nach Berlemanns „Sackbrock“ in Wester verlegt. In der Ladberger Schützengesellschaft wurde überdies von Anfang an nach der Scheibe geschossen, die früher allerdings nur 6 Ringe hatte.

Von den Mitgliedern, die bereits kurz vor 1870 der Schützengesellschaft angehörten, weilt noch der fast 87jährige Wilhelm Lutterbeck im Dorf unter uns. Er ist es somit, der aus dieser Zeit noch ein wenig berichten kann. Einmal hatte er auch das Glück, Schützenkönig zu werden. Mit Stolz trug er Schild und Vogel mit dem Datum des 21. Mai 1822, der auch heute noch die Schützenmajestäten am Festtage schmückt. Die damalige und zugleich wohl erste Schützenfahne war aus grünem Stoff verfertigt und mit dem Schützenabzeichen geziert. Sie war schon recht alt und wurde 1895 durch die noch heute in Gebrauch befindliche Fahne ersetzt. Um 1870 gab es innerhalb der Gesellschaft, die sich mittlerweile Schützenverein nannte, auch noch keinen Vorstand, der sich etwa um die Leitung des Ganzen gekümmert hätte. Vielmehr hatte der vorjährige Schützenkönig die Führung des Vereins in den Händen; er mußte auch für das Zustandekommen des Schützenfestes Sorge tragen. Zum Königsschießen brachte übrigens jeder Schütze sein eigenes Gewehr mit. Das erforderliche Pulver wurde gekauft, die Bleikugeln dagegen wurden von den Schützen in kleinen Formen selbst gegossen. War am Tage des Festes der Königsschuss gefallen und das Schießen beendet, so ging es zum Dorf zurück. Vor der Wohnung des Bürgermeisters Springmeier (heute Vordermark) wurde angehalten und die Schützenkompanie in drei Züge eingeteilt. Darauf gab jeder Zug eine Salve ab. Es war das Signal für die Damen, sich zum Festball einzufinden. Zugleich erschien auf dieses Signal der Bürgermeister, um den Schützen eine Ansprache zu halten. Anschließend bekam jeder Schütze von dem Dienstmädchen des Bürgermeisters einen Trunk eingeschenkt, wofür er einen Groschen zahlen musste. Dann ging es zum Zelt. Hier drehte sich bald alles im Tanz und fröhlich wurde gefeiert bis in den frühen Morgen.

Bald wurde nun innerhalb des Vereins auch ein Vorstand gewählt, an dessen Spitze der Vereinsvorsitzende stand. Vor dem Weltkrieg bekleidete der Schuhmachermeister Heinrich Vennemann dieses Amt und er hat stets mit großem Eifer die Interessen des Vereins vertreten. Der Weltkrieg bedingte für die gesamte Vereinstätigkeit eine vierjährige Ruhepause. Die meisten Schützen wurden zur Fahne gerufen und 47 von ihnen ließen ihr junges Leben für Heimat und Vaterland.

Nach dem Kriege übernahm der Schneider Willi Stork den Vorsitz des Vereins. Vierzehn Jahre hat er den Verein geleitet und 1922 durfte derselbe unter ihm die Feier seines 100jährigen Bestehens begehen. Seit 1933 ist der Schuhmachermeister Heinrich Wibbeler erster Vorsitzender des Vereins. Möge auch unter seiner Leitung der Verein wachsen und gedeihen und eine Stätte sein, an der sich wahrhaft deutscher Schützengeist entfalten kann. Gedacht sei an dieser Stelle auch noch des alten 75jährigen Fahnenträgers Wilhelm Hülsmeier, der volle fünfzig Jahre hindurch bei allen festlichen Anlässen dem Verein das Banner vorantragen durfte.

Möchten sich darum die Ladberger Dorfschützen der alten Tradition ihres Vereins, die sie nicht nur ehrt, sondern vielmehr auch verpflichtet, immerdar bewußt sein.